Kirchengemeinde

Unsere Kapelle steht im Orteils Meetzen. Es ist eine kleine Fachwerkkirche mit einem achteckigen Grundriss. Wenn du mehr über die Kapelle erfahren möchtest, dann ist Pastor Andreas Ortlieb dein Ansprechpartner. Er uns hier einen Brief geschrieben. Vielen Dank!

 Liebe Leser,

welche Gemeinsamkeit verbindet Florenz und Meetzen?

Beide Orte verfügen über ein sakrales Gebäude, das in seiner Grundform die Auferstehung

Christi – und damit das Osterfest – symbolisiert.

In Florenz ist dieses Gebäude das weltberühmte Baptisterium auf der Piassa del Duomo, eines der
ältesten Bauwerke der Stadt. Zu den ältesten Häusern in Meetzen gehört unsere Kapelle, in der wir Gottesdienste feiern. Vielleicht ist dieses Bauwerk überhaupt das älteste im Dorf.

Aber entscheidend ist die Grundform, die beide Gebäude vergleichbar erscheinen lässt. Denn beide Häuser sind vom Grundriss her achteckig. Von der Kapelle in Meetzen kann man sogar sagen, dass
eine achteckige Grundform für eine Fachwerkkirche fast einzigartig ist.

Doch warum sind dieseGebäude dereinst so gebaut worden? Dahinter steht die Absicht,
eine ganz bestimmte Wahrheit des christlichen Glaubens erlebbar werden zu lassen.

Die Zahl Acht  spielt in vielen Kulturen und Religionen eine wichtige Rolle. Sie symbolisiert vor allem das Paradies. Der Islam spricht von acht Paradiesen. Der Buddhismus stellt sich einen achtgliedrigen Pfad zum Nirwana vor. Mit der Acht beginnt etwas gänzlich Neues. So erzählt die Bibel davon, dass acht Menschen durch die Arche gerettet werden (1. Mose 7,13). Das Neue soll – nach der großen Vernichtung – durch diese acht Menschen entstehen.

Doch vor allen Dingen erinnert der achteckige Grundriss der Kirche an den achten Tag. Wieso achter
Tag, werden Sie sich vielleicht fragen. Wieso acht, die Woche hat doch nur sieben Tage?

Die Generationen vor uns haben in vielerlei Hinsicht im Vorfindlichen Höheres gedeutet. Oder das, was sie geschaffen haben, bereicherten sie durch eine Bedeutung, die über unsere Welt hinausweist. Bei unserer Kapelle in Meetzen war es so, aber auch bei der Einteilung der Wochentage.

Im Gegensatz zur Monatsbildung, die sich nach dem Gang des Mondes orientiert, hat die Wochenteilung wohl keinen unmittelbaren Rückhalt an vorgegebenen natürlichen Zyklen. Die Wochenteilung beruht weitgehend auf Übereinkunft und Überlieferung und erwuchs vermutlich aus dem Bedürfnis, die größere Zeiteinheit des Monats zu untergliedern. Dabei wurde die Dauer dieses Zeitraums in unterschiedlichen Kulturen auch unterschiedlich bestimmt: Zehn Tage umfasste die Woche in China, acht Tage im alten Rom, sieben Tage im Zweistromland und in Israel, drei bis
sechs Tage in alten asiatischen, afrikanischen und amerikanischen Kulturen.

 

Die christliche Kirche übernahm aufgrund ihrer engen Verbindung zum Judentum die Siebentagewoche, die sich als Wochenteilung mittlerweile global durchgesetzt hat.

Im biblischen Israel war die Woche eingeteilt in sechs Arbeitstage und einen Ruhetag: „Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber am siebenten sollst du feiern, auf dass dein Rind und dein Esel ruhen und deiner Sklavin Sohn und der Fremdling sich erquicken“ (2. Mose 23,12). In den ältesten Überlieferungen des Alten Testaments wird der wöchentlich gebotene Ruhetag einfach als „siebenter Tag“ bezeichnet. In jüngeren Traditionen – so im Zusammenhang mit den 10 Geboten – begegnet uns die Bezeichnung Sabbat für den siebenten Tag (2. Mose 20,11). Es ist nicht ganz
klar, ob das Wort Sabbat sich aus dem hebräischen Wort für „aufhören, von der Arbeit ablassen, feiern“ ableiten lässt oder aus dem mesopotamischen schapattu, das dort den Vollmondtag bezeichnet.

Der Begriff Samstag hängt jedenfalls sprachlich mit dem Sabbat zusammen. Das griechische Wort für Sabbat sabbaton wurde im Vulgärgriechischen zu sambaton, woraus letztendlich der Tag des
Sabbats, der Samstag wurde.

Mit dem Sabbat endet nach alttestamentlich-jüdischer Sicht die Siebentagewoche. 

Nun haben die ersten Christen diese Wochenteilung genutzt, um von ihrem Glauben zu erzählen. Sie
schufen den sogenannten achten Tag, den Tag also, der auf den Samstag, den letzten Tag – den Sabbat – folgt. Der achte Tag verlässt sozusagen die Siebentagewoche und bildet etwas gänzlich Neues, das sich nicht so einfach in die vorfindliche Ordnung der Wochenteilung fügt.

Wenn man allerdings konsequent die Wochentage weiterverfolgt, geht die Einteilung mit dem achten
Tag natürlich nicht auf. Die Woche hat eben nur sieben Tage. Dieses Denken sollte man aber erstmal nicht weitertreiben, um die Bedeutung des 8. Tages verstehen zu können.

Die symbolische Bedeutung des achten Tages erschließt sich nur, wenn man bei der Aussage stehen bleibt, dass nach der Ganzheit der Siebentagewoche noch etwas folgt, etwas, das sich nicht in das Wochenschema einfügt: eben der achte Tag.

Die Siebentagewoche steht für das irdische Leben mit all der Mühe und der Ruhe auch. Aber nach dem Abschluss dieser Woche ereignet sich der achte Tag.

Der achte Tag ist ein Symbol für die Wirklichkeit der Auferstehung, für das gänzlich Neue, das in unsere Welt kam und immer wieder kommt. Die russische Sprache ist da konsequent und
nennt den achten Tag

„Auferstehung“ wasskrjessenie. So ehrt auch die französische Sprache diesen achten Tag. Hier heißt dieser Tag dimanche, was aus dem Lateinischen abgeleitet ist und so viel bedeutet wie „Tag des
Herrn“.

Die Wochentagsbezeichnung im deutschsprachigen Raum gibt dem achten Tag keinen besonderen Namen. Das Wort Sonntag folgt weiterhin dem römisch-hellenistischen und später auch germanischen Brauch, die Wochentage nach Gestirnen bzw. Göttern zu benennen (siehe Donnerstag = Tag des Donar; Freitag = Tag der Freia; Sonntag = Tag der Sonne; Montag = Tag des Mondes).

Mitunter wird dieser achte Tag aber auch ganz bewusst „Tag des Herrn“ genannt. Diesen Tag, den es
eigentlich im Wochenrhythmus gar nicht geben kann, und der doch da ist, ist ein schönes Symbol für die Wirklichkeit der Auferstehung, für das Transzendente auf unserer Erde. Eigentlich gehört die Auferstehung nicht in unsere Welt: Was tot ist, ist tot!  Wer einmal abgeschrieben ist, wird es auch immer bleiben! Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er gleich die Wahrheit spricht!

Und doch gibt es dies, das ganz  Neue, Unvermutete, Göttliche, das in unsere Welt hineinstrahlt. Davon spricht der achte Tag.

Wenn Sie nun also zum Gottesdienst oder auch so in die Kapelle von Meetzen kommen, begeben Sie sich in den achteckigen Raum – gleichsam in das Geschehen der Auferstehung. Das wollten die Erbauer der Kapelle dem Besucher nahe bringen.

Mögen Sie es so erfahren nicht allein im Ostergottesdienst in Meetzen, dass es diesen achten Tag gibt, mit dem man mitunter gar nicht rechnet, der aber alles von Gott her verändert.

 Pastor Andreas Ortlieb

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„Von Lust und Lew, von Mäuhn und Sträben, von Lüd un Land un allerhand.“ (Rudolf Tarnow)